Dekanat Rüsselsheim

Angebote und Themen

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        Abrahamisches Podium in Groß-Gerau zu Naturschutz und Religion

        Alles wirkliche Leben ist Begegnung

        Petra Kunik, Wolfgang Prawitz und Senay Altinas

        „Gemeinsam hören und suchen: Jüdisch-muslimische Begegnungen“, so der Titel des 2020 von Petra Kunik, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt in Groß-Gerau vorgestellten Buches. Im Rahmen der Interkulturellen Wochen Groß-Gerau - las daraus auch Gastautorin Senay Altintas. Im Podium des "Abrahamischen Podiums" mit Ökumene-Pfarrer Prawitz ging es um die Frage: "Wer redet eigentlich mit wem?" Und dann kam man auf den BAUM, die Bewahrung der Schöpfung - als Aufgabe Aller.

        Muslime und Juden bräuchten zum Dialog einen christlichen Vermittler. Das war die langjährige Erfahrung von Petra Kunik zur Veranstaltung, organisiert von Ökumene-Pfarrer Wolfgang Prawitz, mit dem Titel „Wer spricht hier eigentlich mit wem?“. Für ihr im Frühjahr 2020 erschienenes Buch zum jüdisch-muslimischen Dialog hatte Petra Kunik eine "Greta-mäßige" Idee, Religionen und Naturschutz in den Blick zu nehmen. Mit Gespür für Dialog, aus langjährigen Erfahrungen, interreligiösen Begegnungen und basierend auf ihrer Grundhaltung, niemals zuzuschauen, wenn Menschen menschenverachtend behandelt werden, sammelte sie Gastbeiträge für ihren Essay-Band. Petra Kunik wurde 1945 in Frankfurt geboren und wuchs in einem sozialpolitisch engagierten Elternhaus auf. Die Erkenntnis des Religionsphilosophen Martin Buber war in ihrer Familie auch gelebtes Motto: "Alles Leben ist Begegnung".

        "Alles Leben ist Begegnung" (Martin Buber)
        "Um von der Toleranz zur Anerkennung des fremden Anderen zu kommen, müssen wir uns austauschen, uns also wirklich kennenlernen. Gehen wir hier in den Dialog mit Wissen im gegenseitigen Vertrauen und mit Respekt", so Petra Kunik in ihrem Buch. Sie ist Vorsitzende der "Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V.", Vorstandsmitglied des Abrahamischen Forums, Mitbegründerin der Abrahamischen Teams sowie jüdische Referentin in Schulen und in der Erwachsenenbildung. Die ausgebildete Schauspielerin, heute 75, ist eine Frau mit Esprit und Humor. Unterhaltsam und lehrreich sorgen ihre Bücher und Vorträge für Dialog. Vielen im Ev. Dekanat Groß-Gerau-Rüsselsheim ist Petra Kunik auch von den Stolpersteinverlegungen im Kreis Groß-Gerau bekannt. Dabei hat Künstler Gunter Demnig im Kreis Groß-Gerau im Trottoir vor den Häusern, in denen vor den Nationalsozialisten jüdische Mitbürger*innen lebten, Messingsteine verlegt - gegen das Vergessen, für ein „Stolpern im Geiste“ („Stolperstein“ im übertragenen Sinne) der einstigen Nachbar*innen, jüdischen Mitbürger*innen, die dort vor deren Flucht, Deportation und/oder Ermordung gelebt hatten.

        Lesung aus Kuniks Essay zu Naturschutz in Judentum und Islam
        Am Montagabend, dem 14. September 2020, stellte sie ihr neues Buch in Groß-Gerau vor und betonte die Notwendigkeit zu interreligiösem Dialog und Handeln, um die "Schöpfung", das Klima und damit den Frieden zu schützen und zu bewahren. Der Essay-Band beinhaltet daher Gastbeiträge zu Naturschutz in Judentum und Islam. "Etwas gemeinsam schönes, verantwortungsvolles über die Natur" ist ihr mit dieser 92-seitigen Schrift mit vielen literarischen Quellen aus den jeweiligen religiösen Schriften hervorragend gelungen. Eine ihrer Gastautorinnen, Senay Altintas aus Darmstadt war ebenfalls im Podium des Gemeindessaals der Ev. Stadtkirchengemeinde.

        Senay Altinas, Bauingenieurin, leistet Öffentlichkeitsarbeit und Dialog im Ehrenamt
        Senay Altintas ist seit 2009 für die Öffentlichkeitsarbeit der Emir-Sultan-Moschee in Darmstadt zuständig. Eine offene Moschee mit ca. 1000 Mitgliedern, ein „offenes Haus“, so Altinas, in dem vor 25 Jahren bereits die ersten Veranstaltungen zum UN-Tag gegen Rassismus stattgefunden haben. Auf dem Gelände der Moschee gäbe es viele Sportangebote, u.a. ein Volleyballfeld, das von den benachbarten Hotelgästen gern mit benutzt werden dürfe. Naturschutz sei dort ebenfalls groß geschrieben, so die an der Technischen Universität (TU) Darmstadt 2001 ausgebildete Bauingenieurin: "Wir haben ein „Qualitätssiegel“ seit 2018, gerade 2020 erneuert für biologisch-ökologische Aufwertung von Freigelände." Ein bereichernder Sommerabend mit Dialog Warme Sommerluft strömte durch den Raum, von draußen hörte man die Stimmen der Chorsänger*innen vor der Groß-Gerauer Stadtkirche bei der Probe für ihr Sommerkonzert. Ein besonderes Flair, eine kleine, feine Runde interessierter und mit diskutierender Teilnehmer*innen an einem warmen, bereichernd unterhaltsamem Sommerabend. Abwechselnd haben Petra Kunik und Senay Altintas aus dem von Petra Kunik herausgegebenem Essay-Band vorgelesen und Quellen ihrer Religionen zum Thema Naturschutz und dessen Sinnbild, den "Baum" aus Quran, Hadith (Zitate des Propheten Mohammed und seiner Gefährten außerhalb des Quran), Midrasch (Auslegungstexte aus dem rabbinischen Judentum zur Hebräischen Bibel) und der Hebräischen Bibel zitiert.
        Besser hätte man Thema, Stimmung, Sommerabend, Poesie, Religionen, Dialog und Gespräche auf Augenhöhe nicht inszenieren können. Petra Kunik zitierte aus der Tora, auch als "Baum des Lebens" bezeichnet, dem ersten Teil der hebräischen Bibel (Tanach), bestehend aus fünf Büchern (Lev 19,23): "Und wenn ihr in das Land kommt und allerlei Obstbäume pflanzt, so sollt ihr die Früchte drei Jahre nicht beschneiden, nicht essen. Im vierten Jahre sei all seine Frucht Heiligung, zu jauchzen IHM. Und im fünften Jahr dürft ihr seine Frucht essen, daß er fortan euch mehre seinen Ertrag."

        Wer spricht hier eigentlich mit wem? - kein Problem!
        Eines wurde an diesem Abend unter der Überschrift "Wer spricht hier eigentlich mit wem?" deutlich: Der "jüdisch-muslimische Dialog" verlief ohne, dass der Veranstalter, Wolfgang Prawitz, Pfarrer für Ökumene im Ev. Dekanat Groß-Gerau-Rüsselsheim, vermitteln musste. Warum? Gemeinsames Handeln für Natur- und Klimaschutz verbindet. Im gemeinsamen Engagement lernt man sich kennen, unabhängig von Herkunft und Religion. Das ist auch das Ziel der jährlich stattfindenden Interkulturellen Wochen: in gemeinsamer Nachbarschaft Leben miteinander gestalten, gemeinsames Engagement gegen Rassismus und Populismus sowie Verantwortung für Frieden. Dialog auf Augenhöhe – an diesem Abend kein Problem, denn es ging weder um "Wahrheiten", noch um "Kopftücher" oder "unvereinbare Sichtweisen", es ging um die Bewahrung der Schöpfung, sinnbildlich in den Religionen als "Baum" beschrieben. Fazit des Abends: Schöpfung bewahren geht nur gemeinsam, global und vernetzt.

        Erst gemeinsam handeln, dann über Religion sprechen
        Senay Altintas dazu: "Mittlerweile hat sich das verlagert in gemeinsames Handeln. Es geht gar nicht mehr darum, was die Religionen aussagen, sondern eben auch die Vernetzung, weltweite Vernetzung von wirtschaftlichen, sozialen, politischen Aspekten. Wir können ja gar nicht mehr irgendwas alleine lösen, alleine im Handeln, wir müssen das zusammen machen. Und da geben uns unsere Schriften eben Ansätze, und vor allem im gemeinsamen Handeln, wie ein franziskanischer Mönch gesagt hat, handelt erst zusammen und wenn ihr euch kennengelernt habt, dann könnt ihr auch über Religion miteinander sprechen."
        Petra Kunik: "Als G'tt Adam erschaffen hatte, führte ER ihn zu allen Bäumen im Paradies und sprach: Siehe MEINE Werke, wie lieblich und vortrefflich sie sind und alles habe ich deitwegen erschaffen. Nimm dich in Acht, daß du meine Welt nicht verunstaltest und zerstörst, denn es ist niemand da, der sie wieder herstellen könnte." (Zitat aus der "Midrasch* Kohlet Rabba 7,13)

        Stimmen zum Dialog
        Kristin Flach-Köhler, Mitarbeiterin im Ev. Dekanat Groß-Gerau-Rüsselsheim als Leiterin des Ev. Zentrums für interkulturelle Bildung in Mörfelden, fasste am Ende zusammen, dass der Abend den Blick nicht nur bildhaft auf die "Wurzeln" der jeweilig anderen Religion gelegt habe, sondern auch klar geworden sei, dass es darauf ankomme, das gemeinsame Tun auch auf andere Ebenen zu übertragen." Wolfgang Prawitz bedankte sich zum Abschluss bei den Referentinnen und den Teilnehmenden, darunter auch der Imam der Ahmadyya Muslim Jamaat Groß-Gerau, der von dem Beispiel der von der Ahmadyya gespendeten 8000 in Deutschland mit Kommunen zusammen gepflanzten Bäume erzählt hatte - mit den Worten, gleich einem "Reisesegen": "Für mich symbolisiert der Baum ein Stück Hoffnung, ein Stück Zukunft, und das hat auch mit gemeinsamer Verantwortung zu tun."

        Heidi Förster
        Öffentlichkeitsarbeit

        "Gemeinsam hören und suchen: Jüdisch-Muslimische Begegnungen" herausgegeben von Petra Kunik im Aphorism A Verlag Berlin, 1. Auflage 2020, 15 Euro, ISBN 978-3-86575-082-2 

        "Engel der Kulturen" - Interreligiöses Projekt in Mörfelden-Walldorf

        für Kinder:
        Informationen für Kinder - zu Umweltschutz in den Religionen
        WWF-Blog- 6 Gründe, warum du dich für Klimaschutz interessieren solltest


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