Musikalische Abendandachten mit Anna Myasoedova
Musik ist eine wunderbare internationale Sprache
Heidi Förster03.12.2020 hf Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Anna MyasoedovaRuhige, sonore Orgeltöne erklingen zu Beginn ihrer Improvisation, wie tief aus dem Innern. Erinnerungen verbinden sich mit der klaren, frohen Melodie in Anna Myasoedova's folgender Improvisation. Melodiös, harmonisch erfüllt der Orgelklang den Kirchenraum. Dabei kommen die Gedanken zur Ruhe, verbinden sich mit der eben gehörten Andacht von Pfarrerin Andrea Schätzler-Weber und der frohen, zuversichtlich stimmenden Melodie.
Der Blick wandert nach oben, zur Orgel. In der Evangelischen Kirche in Mörfelden sitzt Anna Myasoedova, die Organistin, oben auf der engen Empore, rechts seitlich zum Chorraum. Ohne sie zu sehen, erreicht ihre Musik die Herzen. Musik verbindet. Mit Musik ist Anna Myasoedova aufgewachsen.
Anna Myasoedova – Kind einer musikalischen Familie
Anna Myasoedova ist Tochter einer Moskauer Musikerfamilie. Ihr Opa, Andrej Myasoedov, lehrte Musiktheorie am Moskauer Konservatorium. Ihre Eltern sind ebenfalls Profimusiker*innen, ihr Vater ist Chor- und Orchesterleiter mit Schwerpunkt Barockmusik und ihre Mutter hat ebenfalls Chorleitung studiert. Im Alter von drei Jahren hat sich Anna die Tonleiter selbst beigebracht und auf das Klavier übertragen. Seitdem spielt sie Klavier. Die Musikschule war natürlich ein Muss in dieser Familie. Dort hatte sie in der Grundschule Unterricht in Geige und Klavier und so erhielt sie während ihrer Schulzeit eine umfangreiche musikalische Bildung. Anna Myasoedova hat fünf Geschwister. Ihr Vater ging 2002 nach Deutschland. Für sie sei es lange keine Option gewesen, ihre „Liebe Moskau“ zu verlassen.
Studium an der Hochschule für Kirchenmusik Herford
Doch als sie ihr vierjähriges Studium der Musiktheorie in Moskau mit knapp 20 Jahren absolviert hatte, empfahl ihr ein guter Freund ein Gaststudium an der Hochschule für Kirchenmusik Herford. Schließlich nahm sie ein „Schnupperangebot“ in Deutschland an, bestand die Aufnahmeprüfung und wurde Kirchenmusikerin. Allerdings war dies für die junge Frau – zunächst ohne Deutschkenntnisse, fern der Heimat und der Familie, nur mit 200 Euro Stipendium in der Tasche – alles andere als ein heiteres Studentinnenleben. Sie musste neben dem Studium hart arbeiten, jobbte und leitete Chöre. Denn sie musste für das jeweils für ein Jahr gültige Visum einen entsprechenden Lebensunterhalt vorweisen.
Disziplin und Liebe zur Musik
Mit Disziplin, harter Arbeit aber vor allem mit der Liebe zur Musik bewältigte die junge sympathische Musikerin ihr Studium und erhielt anschließend ihre erste Stelle als Kantorin in Schiltach.
Seit 1. Mai 2020 ist sie beim Dekanat mit einer 100%-Stelle angestellt, davon arbeitet sie mit 50% in den Ev. Kirchengemeinde Mörfelden und Walldorf. Zu Ihren Aufgaben gehören die Organistinnendienste in den Gottesdiensten, musikalische Projekte und die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten in Zusammenarbeit mit Hauptamtlichen, Nebenamtlichen und Ehrenamtlichen. Daneben erteilt sie Unterricht und leitet die musikalischen Gruppen.
Wenn auch Chorleitung und Konzerte in diesem Jahr in der Corona-Pandemie leider nicht möglich sind, erteilt sie Einzelunterricht und erzählt beeindruckt von einer Schülerin: „Mit einer siebenjährigen Schülerin in der 2. Klavierstunde habe ich einmal über die Musiksprache geredet, was die Noten sind, welche Noten-Namen es gibt, dass diese mit den Buchstaben verbunden sind… Darauf ist die Schülerin für mich zu einem faszinierenden Schluss gekommen, als sie sagte: „Dann ist Musik eine wunderbare, internationale Sprache.“
„Egal, welche Sprache man im realen Leben spricht“, fügt Myasoedova an, „Musik spricht jeder, egal welcher Nationalität“.
Was bedeutet Anna Myasoedova die Musik?
„Für mich ist Musik persönlich alles. Sie ist ein Teil meines Leben.“
Warum ist Kirchenmusikerin ein toller Beruf?
„Weil man die Möglichkeit hat, die Menschen und Menschenherzen zu berühren, mit Musik, mit eben dieser internationalen Sprache; Und das Ganze mit dem Glauben verbinden…Das betrifft jede Altersgruppe, ob Kind, Jugendlicher oder Erwachsener“.
An diesem Abend konnten sich die Besucher*innen der Abendandacht
Heidi Förster
Öffentlichkeitsarbeit
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